Vollständiges Verzeichnis der Herrnhuter Medaillen

 

 

 

Von Herrnhut, einem eher kleinen und erst 1722 gegründeten Ort in der Oberlausitz, wird normalerweise kein großartiges Medaillenschaffen erwartet. Herrnhut ist vielmehr durch seine Losungen bekannt, jenes Bibelwort für jeden Tag, welches die Christen weltweit verbindet. Doch in Herrnhut geschah etwas Großartiges: Unter Führung des am Dresdner Hofe agierenden Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf entstand aus einer kleinen Exulantensiedlung eine neue Freikirche – die "Erneuerte Brüderunität". Von den Traditionen der untergegangenen böhmischen Brüderunität und dem Pietismus Zinzendorfs geprägt, erlangte die durch unermüdliche Missionsarbeit bald weltweite Verbreitung und Anerkennung. Die Kirche blüht noch heute, ihr gehören über 900.000 Brüder und Schwestern rund um den Globus an. Sitz der Unitätsdirektion ist Herrnhut. „Der Herr hat Großes an uns getan“, so steht es auch auf einer der Medaillen. Dieses Große ist nicht allein von regionaler Bedeutung, sondern ist sächsische Geschichte, welche durch die Medaillen eindrucksvoll vor Augen gehalten wird.

 

 

 

Die Medaillen Herrnhuts sowie Ihr Kontext waren in dieser Tiefe bisher unerforscht. Der von Schier mit Hilfe des Herrnhuter Unitätsarchivs verfasste Katalog offenbart, dass es oft bedeutende Medailleure des 18. bis 20. Jahrhunderts waren, welche das Entstehen der Herrnhuter Brüdergemeine auf Medaillen festhielten. Darunter so berühmte Namen wie Karl Wilhelm und Wilhelm Ferdinand Hoeckner, Georg Wilhelm Kittel, Anton König, Carl Reinhard Krüger, Fritz Landry, Alfred Theodor Reichel, Theodor Schmutz-Baudiss, Adolph Thomas und andere. Es überrascht auch zu erfahren, dass mancher Medailleur oder Herausgeber selbst Mitglied der Herrnhuter Brüderkirche war, so z. B. der Dresdner Numismatiker Christian Jacob Götz. Der Katalog führt den Leser mittels numismatischer Zeugnisse an die Wirkungsstätten der Herrnhuter Brüderunität von Amerika über den Himalaja bis nach Australien. Auch manch heutige öffentliche Münzsammlung hatte ihren Ursprung in Herrnhut und bisher unbekannt dürfte es sein, dass das erste Papiergeld Sachsens wahrscheinlich in Herrnhut zirkulierte. Das Verzeichnis beschreibt 43 Medaillen in 112 Varianten, sämtliche Typen sind abgebildet.

 

 

Der Katalog erschien 2008 in der Reihe "Dresdner Numismatische Hefte" (Nr. 5). Er kann beim Numismatischen Verein zu Dresden e.V. zum Preis von 12,50 € bezogen werden (c/o Staatliche Kunstsammlungen Dresden Münzkabinett, Residenzschloss, Taschenberg 2, 01067 Dresden), E-Mail: mk@skd.museum