Verleihung des Ehrenkreuzes der SNG an Manfred Höhn


 

Am 16. Oktober führte der Arbeitskreis Thüringer Münzkunde seine Jahrestagung in Leipzig durch. Im Rahmen dieser würdigen Veranstaltung wurde Manfred Höhn durch den Vizepräsidenten Udo Becker mit dem Ehrenkreuz der SNG ausgezeichnet.  

 

 

 

Die Laudatio des Vorsitzenden des Numismatischen Vereins zu Dresden Matthias Grimm bringt die besondere Wertschätzung, die der Geehrten speziell bei den Numismatikern in Thüringen und Sachsen genießt, zum Ausdruck.  

 

 

 

Laudatio  

 

 

 

Sehr geehrter Herr Höhn, lieber Manfred,

 

die besonderen Bedingungen dieses Jahres haben von uns allen Entbehrungen gefordert und vor neue bislang ungewohnte Aufgaben im privaten, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben gestellt. Das betraf und betrifft nicht zuletzt auch die Numismatik.

 

 

Heute nun, nach den Corona-bedingten Absagen des Mitteldeutschen Münzsammlertreffens in Zwickau und des vorgesehenen Kolloquiums in Moritzburg zur Erinnerung an den Geburtstag von August dem Starken vor 350 Jahren ist es nunmehr der dritte Termin, an dem der Vize-Präsident der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft in einem würdigen Rahmen die höchste Auszeichnung der Gesellschaft, das Ehrenkreuz, persönlich dem Geehrten, Herrn Manfred Höhn, überreichen kann. Gut Ding braucht Weile.

 

 

 

Diese Auszeichnung ist wahrlich etwas Besonderes und für einen Numismatiker erst recht. Nicht nur, dass jedes Ehrenkreuz ein Unikat darstellt, es ist ein herausragendes Beispiel des sächsischen Kunsthandwerks. Mehrere Gewerke sind für die Herstellung erforderlich und erfordern Meister, die Goldschmiedearbeiten, Stempelschnitt, Prägetechnik, Gravier-, Emaillier-, Gürtler- und Schlosserarbeiten beherrschen müssen. Nur gut, dass wir mit Ralf Exner in Dresden einen solchen Meister haben. Wie er mir mitteilte, hat auch das heute an Manfred Höhn verliehene Ehrenkreuz eine eigene Geschichte. Die Einzelteile für das Ehrenkreuz werden auftragsbezogen individuell angefertigt. Eine Schnalle mit Bandschlaufe verbindet das Band mit dem Kreuz. Diese wird ausgestanzt, bearbeitet und danach vergoldet.  Da bei der Herstellung das dafür benötigte Stanzwerkzeug kaputt ging, musste erst ein neues Werkzeug angefertigt werden, damit die Auszeichnung für unseren Geehrten komplettiert werden konnte. Gut Ding braucht Weile.

 

 

 

Mit der Verleihung des Ehrenkreuzes der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft an Manfred Höhn würdigt die SNG  nicht nur die Leistungen des Numismatikers und Inhabers der Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn e. K., es ist zugleich der Dank und die Anerkennung der sächsischen Numismatiker an alle Mitglieder der Familie Höhn, voran Christina und Saskia und in memoriam auch der unvergessenen und viel zu früh von uns gegangenen Firmengründerin Heidrun Höhn, für die stetige und vielfältige Unterstützung der SNG und der in ihr organisierten Münzvereine bei der Vereinsarbeit. Das betrifft numismatische Veranstaltungen – allen voran die Mitteldeutschen Münzsammlertreffen -  sowie Publikationen und Medailleneditionen.

 

 

Das Verleihungsjahr 2020 hat für Manfred, seine Familie und die Mitarbeiter der Münzhandlung und des Auktionshauses Heidrun Höhn eine mehrfache Bedeutung:

 

 

die Firma wurde vor 30 Jahren gegründet, das Unternehmen ist nunmehr seit 15 Jahren in der  Nikolaistraße 25 ansässig, vor 10 Jahren  wurde Manfred Inhaber der Firma und seine Töchter  Christina und Saskia übernahmen die Geschäftsführung und in diesem Jahr – heute vor etwa einem Jahr– wurde im eigenen Hause ein eigener Auktionssaal eingeweiht. Dazu gratulieren wir ganz herzlich.

 

 

Und für Manfred gab es in diesem also vergangenem Jahr auch ein persönliches Jubiläum, am 5. Oktober konnte er seinen 70. Geburtstag feiern. Auch dazu an dieser Stelle nachträglich unseren herzlichen Glückwunsch. Ad multos annos.

 

 

 

Lassen Sie uns jetzt noch einen knappen Rückblick auf das Leben und Wirken des Geehrten und des Unternehmens nehmen.

 

 

Manfred und Heidrun lernten sich beim gemeinsamen Studium der Außenwirtschaft 1970 – 1973 in Berlin kennen, 1972 heirateten sie. Neben der beruflichen Profilierung und stand die Familiengründung im Mittelpunkt. Das gelang, 1978 wurde Tochter Christina und 1981 Saskia geboren. Heidrun entwickelte sich zur Expertin für sächsische und thüringische Münzen. Bemerkenswert ist, dass sie sich ihr Fachwissen autodidaktisch angeeignet hatte. In ihrem Bruder Gert Behr, einem bedeutenden Thüringer Numismatiker, hatte sie einen guten Berater und Kooperationspartner. Folgerichtig fand sie ihre Profession in der Numismatik. Als Gründungsmitglied des 1981 gegründeten Arbeitskreises Thüringer Münz- und Geldgeschichte übernahm sie dessen Leitung. Seit 1985 war sie im Staatlichen Kunsthandel der DDR tätig, 1986 wurde sie Fachgebietsleiterin Numismatik.

 

 

Am 01.07.1990 unternahmen Heidrun und Manfred den mutigen Schritt in die Selbständigkeit und gründeten eine eigene Münzhandlung. Vier Mitarbeiter wurden eingestellt und bereits ein Jahr später fand die erste Auktion statt. Von Anfang an wurden ihre beiden Kinder in das Geschäft mit einbezogen. Nach einer Lehre als Bürokauffrau und Praktika in England studierte Christina Geschichte und Numismatik in Leipzig, Saskia beendete 1999 ein dreijähriges Studium als Diplom-Betriebswirtin. Somit hatten beiden Kinder beste Voraussetzungen, um im elterlichen Unternehmen mitzuwirken, heute leiten sie es. Und die Heranführung der nächsten Generation, Manfred hat inzwischen 4 Enkelkinder, ist ebenfalls bereits im Gange. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Leipziger Unternehmen als Ausbildungsbetrieb bisher 20 junge Menschen zum Beruf geführt hat.

 

 

Die Anfangsjahre des Firmenaufbaus waren nicht einfach. Die Beschaffung des für einen Münzhandel erforderlichen Startkapitals war ein Kunststück. Später wurden Heidrun, Manfred und die ganze Familie mit dem Grundstückserwerb und der Umgestaltung der Nikolaistraße 25 mit Geschäfts-, Beratungs- und Büroräumen sowie drei Wohnungen noch einmal vor große Herausforderungen gestellt. Doch die Erfolgsgeschichte konnte fortgeschrieben werden. Gut Ding braucht Weile.

 

 

 

Heute ist die Leipziger Münzhandlung und Aktion Heidrun Höhn das größte Auktionshaus in Mitteldeutschland und steht in einer Reihe mit den bedeutenden Münzhandelshäusern Deutschlands. Man ist mit der Zeit gegangen, Ladengeschäft, Saal-Auktionen, Online-Kataloge, e-Live-Auktionen - und  die 100. Jubiläumsauktion ist schon bald in Sicht. Respekt.

 

 

Die Kontakte mit den Numismatikern, ihren potentiellen Kunden, waren und sind eine wichtige Basis für den geschäftlichen Erfolg und verdienen Anerkennung. Die Förderung der wissenschaftlichen Arbeit nimmt ebenfalls einen bedeutenden Stellenwert ein. Nach der politischen Wende übernahmen Manfred und Heidrun Höhn erneut eine Pionierrolle. Die Auflösung des Kulturbundes bedeutete auch das Ende des Arbeitskreises. Sie gründeten die Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde als eingetragenen Verein, der jedes Jahr eine Wochenendtagung in Neustadt an der Orla, dem Sitz des Vereins, und seit einigen Jahren im Wechsel an einem anderen numismatisch oder historisch bedeutsamen Ort Thüringens, wie Altenburg, Arnstadt oder Erfurt ausrichtet. Numismatiker aus ganz Deutschland kommen alljährlich zu diesen Tagungen zu Vorträgen, zum Gedankenaustausch und auch zum Münztausch zusammen.

 

 

Heidrun Höhn hat die Gesellschaft bis zu Ihrem Tod als Vorsitzende geführt, und Manfred war sowohl in der Familie, der Firma und im Verein ihr stetiger Rückhalt und hat mit seinem Organisationstalent zum Gelingen vieler Projekte beigetragen. In der Thüringer Gesellschaft arbeitet Manfred folgerichtig als Vorstandsmitglied mit. Die Gesellschaft ist Mitglied der DNG und hat bereits drei Mitteldeutsche Münzsammlertreffen, ausgerichtet - darunter 2017 in Erfurt ein Deutsches Münzsammlertreffen mit bemerkenswertem Programm, großer Teilnehmerzahl und überaus positiver Resonanz. Die Gesellschaft ist Herausgeber von Jahrbüchern mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Sächsisch-thüringischen Numismatik, die ohne die Förderung durch die Münzhandlung Höhn nicht denkbar wären. Jeder Vortrag und jede Veröffentlichung der Mitglieder und Freunde der Gesellschaft ist ein Mosaikstein bei der Erforschung der Thüringer Münz- und Medaillenkunde, mit der Heidis Vision erfüllt wird. Gut Ding braucht Weile.

 

 

 

Bezüglich der bereits erwähnten Unterstützung numismatischer Vereine wird heute, mit der Verleihung des Ehrenkreuzes der SNG an Manfred Höhn, auch ein Goethewort wahr: „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich.“, wobei die Förderung von Projekten der Vereine und auch der Münzkabinette in Sachsen und Thüringen kein Selbstzweck, sondern Selbstverständlichkeit ist. Der Dank der Numismatiker dafür wird mit der heute verliehenen Auszeichnung symbolisiert. Möge dieses Miteinander noch lange Zeit Bestand haben.

 

 

 

Leipzig, 16. Oktober 2021                                                                             Matthias Grimm