Martin Luther und die Reformation in der Medaillenkunst

 

 

Ausstellung des Münzkabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom 22.06. bis 17.09.2017 im Residenzschloss, Neues Grünes Gewölbe, Sponsel-Raum, Mo-So 10-18 Uhr, Di geschlossen

 

 

 

 

Im Hinblick auf die diesjährige 500-Jahr-Feier der Reformation zeigt das Münzkabinett eine Auswahl seiner reichen Bestände an Medaillen und Gedenkmünzen zu wichtigen Ereignissen und Protagonisten des weltgeschichtlichen Ereignisses, das im kursächsischen Wittenberg 1517 seinen Ausgangspunkt nahm.

 

Es wird deutlich, dass die Medaille als ein in der Renaissance entstandenes Medium der bildenden Kunst mit seiner Reproduzierbarkeit und Handlichkeit zur Verbreitung der neuen Lehre wesentlich beigetragen hat. Neben zeitgenössischen und postumen, bis in die Moderne reichenden Porträts Martin Luthers und anderer Reformatoren im Medaillenrund werden die Bilder und Sprüche im Dienst der Reformation thematisiert.

 

Ausgehend von geschichtlichen Ereignissen im 16. Jahrhundert, die zur Entstehung der reformatorischen Landeskirchen führten, wird mit der Darstellung der verschiedenen Reformationsjubiläen in den nachfolgenden Jahrhunderten bis in die Gegenwart eine Erinnerungskultur deutlich, die das Bewusstsein der Menschen in vielen Orten und Ländern geprägt hat.

 

Als authentische Zeugnisse aus dem Besitz Martin Luthers runden der Siegelring und der Deckelbecher vom Grünen Gewölbe die Exposition ab.


Impressionen der Ausstelungseröffnung und Einführung in das Thema


Einführende Worte zur Ausstellung von SusANNE Tuttas:


„Ich erkenne vielmehr dieses als eine Vorsorge Gottes gegen Lutherum und die durch dessen Dienst in Krafft des Höchsten wieder hergestellete wahre evangelische Kirche daß er das Gedächtnis dieses seines treuen Dieners auch auf Gold und Silber, ich will sagen, auf schöne Schau-Müntzen oder Medaillen hat prägen und also auch dadurch unter den Menschen in der Welt ausbreiten und unsterblich machen wollen.“[1] schrieb der in Dresden geborene Historiograph, Schriftsteller und Numismatiker Christian Juncker in seinem Buch „Das guldene und silberne Ehrengedächtniß des theuren Gotteslehrers D. Martin Lutheri“, das 1699 in lateinischer und 1706 in deutscher Sprache erschien. Juncker gibt in diesem Kompendium erstmalig einen numismatischen Überblick über die Reformationsmedaillen und –münzen, die er mit ausführlichen Beschreibungen und Umzeichnungen erfasst.

 

 

Die Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in der Medaillenkunst“ spannt den Bogen von Juncker bis in die Gegenwart und zeigt eine Auswahl aus den reichen Beständen des Dresdener Münzkabinetts zu fünf Jahrhunderten Reformationsgeschichte. Auch Junckers lesbare, oben bereits zitierte Reformatio in Nummis aus dem 18. Jahrhundert ist als Buch zu sehen ebenso wie von ihm erwähnte Medaillen.  

 

 

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Medaillenkunst:  denn die Reformation hat ihre rasche Verbreitung nicht nur dem Buchdruck, sondern auch diesem in der Renaissance neu aufgekommenen Medium zu verdanken. Ergänzt wird ihre Präsentation durch eine Auswahl von Gedenkmünzen, Abzeichen sowie Papiergeld.

 

 

Anhand der künstlerisch gestalteten Medaillen bietet die Ausstellung die Möglichkeit nicht nur Bildnisse Martin Luthers sowie die Rezeption seiner Lehre und die anderer Reformatoren kennenzulernen, sondern auch die kirchengeschichtlichen und weltpolitischen Ereignisse im Spiegel der Medaillenkunst zu verfolgen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den seit dem 16. Jahrhundert entstandenen Ereignismedaillen.

 

 

Die ersten beiden Vitrinen widmen sich Bildnissen Martin Luthers und weiterer Reformatoren wie seinem Weggefährten Philipp Melanchthon sowie den Schweizern Huldrych Zwingli und Johannes Calvin.

 

 

Martin Luther, der um sein Seelenheil ringende Mönch, der Reformator von Glaube und Kirche wird schon zu Lebzeiten auf Medaillen festgehalten. Er ist bis heute die historische Persönlichkeit, die am häufigsten in der Medaillenkunst abgebildet wurde.

 

Die Zusammenstellung von Porträtmedaillen bis in die heutige Zeit ermöglicht es, verschiedene Typen der Lutherdarstellung kennenzulernen. Seit dem 16. Jahrhundert orientieren sie sich oft an den Bildnissen Lucas Cranach des Älteren, so findet sich z.B. auf der frühen Medaille aus dem Jahr 1524 von Hans Schenck Luther als Mönch im Ordensgewand mit Kapuze. Die unsignierte, Hieronymus Magdeburger zugeschriebene Medaille von 1533, die ihn mit Doktorbarett zeigt, bezeichnet Luther in der Inschrift als „Martin Luther, Prediger aus Wittenberg.“ Die Darstellungen Luthers als Mönch und Gelehrter sind bis heute in ähnlicher Weise erhalten geblieben.

 

 

Während zu Beginn der Schwerpunkt auf Luthers Rolle für die Erneuerung der Kirche liegt, rückt ab dem 19. Jahrhundert seine Person in den Mittelpunkt und es entstehen viele Medaillen auf seine Geburts- und Todestage.

 

Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich den Ereignismedaillen, beginnend mit den wichtigsten Geschehnissen und Personen des Glaubenskampfes im Jahrhundert der Reformation bis zu den Gedenkprägungen auf die Reformationsjubiläen aus vier Jahrhunderten. Dabei stehen drei Jahreszahlen im Mittelpunkt: 1517, das Jahr des Thesenanschlages, 1530 die Einführung der Augsburger Konfession sowie 1555 der Augsburger Religionsfriede.

 

 

Das Dresdener Münzkabinett besitzt eine große Anzahl an Medaillen und Gedenkmünzen, die eine enge Verbindung zu Sachsen als Ursprungsland der Reformation und Initiator der Feiern zu den Reformationsjubiläen ausweisen. Die Ereignismedaillen des 16. Jahrhunderts geben Einblicke in das Urteil der Zeitgenossen und zeugen von der Spaltung des westlichen Christentums. Vielfach dienten die Medaillen in dieser Zeit als Kommunikationsmittel wie z.B. die Doppelkopf-Spottmedaillen. In der Ausstellung können Sie zwei antipäpstliche Spottmedaillen sehen, antiprotestantische entstanden in weit geringerem Maß. Diese Medaillen zeigen einen Kopf und um hundertachtzig Grad gedreht einen anderen. Ist der Papst Ziel des Angriffes ist es zumeist die Kombination Papst-Teufel. Die erste Spottmedaille stammt wohl von Hans Reinhart dem Älteren, dem bedeutendsten Medailleur des 16. Jahrhunderts in Sachsen, von dem in der Ausstellung sowohl Medaillen auf den Tod Luthers sowie zu anderen Personen der Reformationsgeschichte zu sehen sind, wie z.B. seinem Gegenspieler Kardinal Albrecht zu Brandenburg.

 

 

Neben einer großen Anzahl an Medaillen zur Reformationsgeschichte in Sachsen zeigt die Ausstellung auch Beispiele unter anderem aus Magdeburg und Nürnberg, die zu den evangelischen Städten und Landesherren gehörten, die beim zweiten Reichstag zu Speyer 1529 gegen die Wiedereinsetzung des Wormser Edikts von 1521 stellten. Dieser Protest gab in der Folgezeit dem Protestantismus seinen Namen.

 

Als ein die beiden Hauptthemen verbindendes Element wird in einer Vitrine die Symbolsprache der Reformation vorgestellt, die vor allem im 18. Jahrhundert blüht. Häufig wiederkehrende Sinnbilder wie z.B. die brennende Kerze aber auch die Lutherrose, die der Reformator als Wappen für sich schuf, können auf vielen Stücken in der Ausstellung entdeckt werden.

 

Als authentische Zeugnisse aus dem Besitz Martin Luthers runden der in der Mittelvitrine ausgestellte Siegelring und der Deckelbecher vom Grünen Gewölbe die Ausstellung in beeindruckender Weise ab. Besonders hervorzuheben ist die Lutherrose auf dem Ring: eine großformatige Aufnahme in der Ausstellung ermöglicht es, das Siegel mit Initialen und Wappen in seiner Feinheit zu bewundern. Auch der Deckelbecher weist eine enge Verbindung zur Medaillenkunst auf: Im Inneren findet sich ein Brustbild Martin Luthers mit Doktorbarett, die Jahreszahl 1537 ist beigegeben.



[1] Christian Jucker: Das Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß Des Theuren Gottes-Lehrers D. Martini Lvtheri : In welchem dessen Leben, Tod, Familie und Reliquien, Benebst Den vornehmsten Geschichten Der Evangelischen Reformation, Wie auch Der Evangelischen Jubel-Feyern, umständlich beschrieben, und auf eine sonderbar anmuthige Art, aus mehr als Zwey hundert Medaillen oder Schau-Müntzen und Bildnissen von rarer Curiosität mit Auserlesenen Anmerckungen erkläret werden, Frankfurt und Leipzig 1706, o.S.